06-11-2024, 10:42 PM
Sie würde sich zu einem späteren Zeitpunkt mehr Gedanken über diese Situation machen. Später. Irgendwann später würde sie mit Sicherheit wissen, was sie mit diesem Moment und seiner Bedeutung anzufangen hatte. Gerade noch hatten sich ihre Gedanken zu ordnen versucht und nach Antworten verlangt, die man all diesen blaublütigen Herrschaften stolzen Tones vortragen konnte. Doch sie waren versiegt. Ihr Ansatz bereits mit der Luft in ihren Lungen erstickt und fanden nie das Licht der Welt. Stattdessen war es die Leichtigkeit, die den Moment unter seine Herrschaft zog und Vesta mit einem Mal neue Fäden um die Beine spann. Doch diesmal, so schien es ihr, hielt sie selbst die Kontrolle über jene seidenen Konstrukte in der Hand. Und sollte sich dies als Irrtum erweisen, würde sie morgen früh daran verzweifeln. Ihr blieb genug Zeit für jenen Trübsinn und die Antizipation auf alle Strenge und Pflicht und Rechenschaft, die sie ihnen allen für ihre Taten schuldig war. Ihm gegenüber aber schien sie keine Schuld zu tragen. Sein Blick ruhte so selbstverständlich auf ihr und seine Worte waren Spross einer Eigenartigkeit, die sie selten erlebt hatte.
"Mir scheint als hättet Ihr anderes erwartet." Nicht doch. Vesta hatte es nicht gewagt Erwartungen an ihn zu stellen. An das aber, was auf sie zukommen würde? Gewiss. Sie würde ihm antworten. Auf seine Worte des Dankes, mit denen sie absolut nicht gerechnet hatte, seine Entschuldigung, derer es ganz und gar nicht benötigte. Als sie ihm nun auf die Tanzfläche folgte, hatte sie sich bereits im Entschluss verloren, offen und ehrlich zu sein. Sollte er sie kennenlernen wie sie war.
"Nun. Tatsächlich fiel es mir schwer, mich auf den heutigen Abend einzulassen," und sodann ihre Worte über die samtenen Lippen quellten, war sie sich sicher, dass er verstand. Auch ihm musste all das hier nicht sonderlich einfach fallen. Natürlich wusste ein Nero Valerius, wie er sich in diesen Arrangements öffentlicher Veranstaltungen zu geben hatte und dass es kaum einer wagen würde, sich ihm einfach so zu nähern - nicht, wie sie es getan hatte. Aber da war dieser trübe Schatten, den sie unlängst ausgemacht hatte. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Denn ihr König trug eine zu große Last auf seinen geschundenen Schultern. Und alles was sie tun konnte, war ihm die Leichtigkeit ihres Seins zu schenken. Vielleicht würde sie irgendwann einen größeren Sinn darin für sich selbst entdecken. Noch war dieser Gedanke Kind ihrer Pflicht und dem Verständnis darüber, dass es kein Entrinnen aus der anstehenden Verlobung gab. Doch wenn sie ihn so betrachtete, schien es kaum mehr so beängstigend. Er strahlte. Trotz seiner trüben Schatten, die er nur für sich trug, umgab ihn ein Leuchten, von jenem sie zu gerne mehr sehen wollte.
Sie wandten sich in einer eleganten Drehung, fanden wie zwei parallele Linien wieder zu einander. Zwischen ihnen die unberührte Nähe. Als sie sich seinen Bewegungen fügte, die Amsel auf den warmen Wogen eines Windes segelnd, führte sie mit einem Lächeln fort: "Unserem Vorhaben, uns fortan öfter zu begegnen zu ehren, möchte ich daher offen und ehrlich mit euch sprechen." Eine weitere Drehung, leichtfüßige Schritte und die singende Luft im dunklen Langhaar. Wo anfangen? Wie erklären, dass sie niemals ein schlechtes Bild ihres Königs hatte oder erwartete, dass ihr zukünftiger Ehemann sie schlecht behandele. Dass Vesta Acillius nicht glaubte, jemals an ein altes Leben anknüpfen zu können, welches sie nicht gelebt hatte. Vielleicht musste sie das nicht. Vielleicht wollte sie nicht erneut alte Geschichten erzählen, sondern neue schreiben.
"Es fühlt sich nicht mehr schwer an." Ein herzliches Säuseln, ein aufrechter Blick. Vesta sah die anderen nicht mehr. Sollte Nero Valerius morgen sein, wer er wollte. Für heute war er die pure Leichtigkeit, ein eine Woge, auf der sie treiben konnte.
Der erste Tanz endete, die Paare kamen zum Stehen und schlossen in einer eleganten Verneigung voreinander den ersten Takt. Ihm so nah verrieten sie ihre Augen dann doch. "Ganz und gar nicht mehr schwer," erklärte sie dem schwarzen König wie eine helle Verheißung.
"Euren Dank und einen Tanz - was kann ich mehr wollen?" Seine Worte klangen noch nach.
"So denn," neigte sie den Blick, das seidene Langhaar sich wie ein Vorhang sanft über ihre Stirn legend. "Müsst ihr nun der bescheidenste König auf Erden sein."
Oh, sie wusste um die Blicke auf ihnen. Ob Ceres es genossen hätte? Zu wissen, dass alle Aufmerksamkeit auf ihr lag und die Acillius damit genau das erreichten, wonach sie schon immer so zwingend greifen wollten? Vielleicht lag genau darin der Unterschied zwischen den beiden Schwestern. Denn Vesta genoss nicht die Aufmerksamkeit des Königs, sondern die Nero Valerius'. Also blieb sie standhaft und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln bislang: eines, das aus ehrlichem Herzen einer unerwarteten Frische entgegenblickte.
"Mir scheint als hättet Ihr anderes erwartet." Nicht doch. Vesta hatte es nicht gewagt Erwartungen an ihn zu stellen. An das aber, was auf sie zukommen würde? Gewiss. Sie würde ihm antworten. Auf seine Worte des Dankes, mit denen sie absolut nicht gerechnet hatte, seine Entschuldigung, derer es ganz und gar nicht benötigte. Als sie ihm nun auf die Tanzfläche folgte, hatte sie sich bereits im Entschluss verloren, offen und ehrlich zu sein. Sollte er sie kennenlernen wie sie war.
"Nun. Tatsächlich fiel es mir schwer, mich auf den heutigen Abend einzulassen," und sodann ihre Worte über die samtenen Lippen quellten, war sie sich sicher, dass er verstand. Auch ihm musste all das hier nicht sonderlich einfach fallen. Natürlich wusste ein Nero Valerius, wie er sich in diesen Arrangements öffentlicher Veranstaltungen zu geben hatte und dass es kaum einer wagen würde, sich ihm einfach so zu nähern - nicht, wie sie es getan hatte. Aber da war dieser trübe Schatten, den sie unlängst ausgemacht hatte. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Denn ihr König trug eine zu große Last auf seinen geschundenen Schultern. Und alles was sie tun konnte, war ihm die Leichtigkeit ihres Seins zu schenken. Vielleicht würde sie irgendwann einen größeren Sinn darin für sich selbst entdecken. Noch war dieser Gedanke Kind ihrer Pflicht und dem Verständnis darüber, dass es kein Entrinnen aus der anstehenden Verlobung gab. Doch wenn sie ihn so betrachtete, schien es kaum mehr so beängstigend. Er strahlte. Trotz seiner trüben Schatten, die er nur für sich trug, umgab ihn ein Leuchten, von jenem sie zu gerne mehr sehen wollte.
Sie wandten sich in einer eleganten Drehung, fanden wie zwei parallele Linien wieder zu einander. Zwischen ihnen die unberührte Nähe. Als sie sich seinen Bewegungen fügte, die Amsel auf den warmen Wogen eines Windes segelnd, führte sie mit einem Lächeln fort: "Unserem Vorhaben, uns fortan öfter zu begegnen zu ehren, möchte ich daher offen und ehrlich mit euch sprechen." Eine weitere Drehung, leichtfüßige Schritte und die singende Luft im dunklen Langhaar. Wo anfangen? Wie erklären, dass sie niemals ein schlechtes Bild ihres Königs hatte oder erwartete, dass ihr zukünftiger Ehemann sie schlecht behandele. Dass Vesta Acillius nicht glaubte, jemals an ein altes Leben anknüpfen zu können, welches sie nicht gelebt hatte. Vielleicht musste sie das nicht. Vielleicht wollte sie nicht erneut alte Geschichten erzählen, sondern neue schreiben.
"Es fühlt sich nicht mehr schwer an." Ein herzliches Säuseln, ein aufrechter Blick. Vesta sah die anderen nicht mehr. Sollte Nero Valerius morgen sein, wer er wollte. Für heute war er die pure Leichtigkeit, ein eine Woge, auf der sie treiben konnte.
Der erste Tanz endete, die Paare kamen zum Stehen und schlossen in einer eleganten Verneigung voreinander den ersten Takt. Ihm so nah verrieten sie ihre Augen dann doch. "Ganz und gar nicht mehr schwer," erklärte sie dem schwarzen König wie eine helle Verheißung.
"Euren Dank und einen Tanz - was kann ich mehr wollen?" Seine Worte klangen noch nach.
"So denn," neigte sie den Blick, das seidene Langhaar sich wie ein Vorhang sanft über ihre Stirn legend. "Müsst ihr nun der bescheidenste König auf Erden sein."
Oh, sie wusste um die Blicke auf ihnen. Ob Ceres es genossen hätte? Zu wissen, dass alle Aufmerksamkeit auf ihr lag und die Acillius damit genau das erreichten, wonach sie schon immer so zwingend greifen wollten? Vielleicht lag genau darin der Unterschied zwischen den beiden Schwestern. Denn Vesta genoss nicht die Aufmerksamkeit des Königs, sondern die Nero Valerius'. Also blieb sie standhaft und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln bislang: eines, das aus ehrlichem Herzen einer unerwarteten Frische entgegenblickte.